Töne und Texte zwischen Himmel und Erde

Sommer in der Kirche

Kerzen, Sonnenblumen, goldene Tücher und stimmungsvolles Licht. "Oh, die Kirche sieht ja ganz anders aus, so schön!", war der spontane Ausruf einer Besucherin des Sommerabends  beim Betreten der Kirche. "Einfach schön" und zum Genießen sollte auch der ganze Abend werden, hatten Ute Köhler und Marina Seidel geplant  - und nach dem Bekunden vieler Gäste ging der Plan am Ende auch auf.

Die Künstler*innen des Abends kamen diesmal aus Hildesheim. Katariina Lukaczewski ist Kirchenmusikerin an St. Andreas, Lorenz Heimbrecht leitet den Knabenchor und den Männer-Kammerchor Hildesheim und ist als Lehrer am Gymnasium Andreanum tätig. An diesem Sommerabend hatten die beiden Lieder aus eigentlich sehr unterschiedlichen Stilrichtungen mitgebracht, die dann aber ein wunderbar passendes großes Ganzes ergaben. Ganz zart und innig  erklang "Gott ist mein Hirte" von Antonin Dvorak. In einem Lied von Max Raabe sang Lorenz Heimbrecht dagegen zunächst, dass er sich ganz "hohl" fühle - und erst nach dem Erleben der Natur, "vorne See und hinten Land", wandelte sich das in ein "Wohl"-Gefühl.

So nahmen alle Lieder Bezug auf das Thema des Abends und die verschiedenen Texte, die Marina Seidel und Ute Köhler ausgewählt hatten und im Wechsel vorlasen. Da gab es von Susanne Niemeyer eine etwas ironische Sicht auf die Situation im Paradies, und wie es Eva als Gottes Schwiegertochter wohl so ergangen sein musste. Dann Anrührendes im Brief, den der Astronaut Alexander Gerst auf der ISS an seine zukünftigen Enkelkinder geschrieben hat: wie zerbrechlich und klein die Erde vom Weltall betrachtet doch sei, und wie sehr er wünschte, unsere jetzige Generation würde sorgsamer mit ihr umgehen. Etwas humoristischer beschrieb der Landschaftsgärtner und Autor Jörg Pfenningsdorf seinen von Kollegen gern mal als "schwulen Spaten" titulierten zierlichen Damenspaten, dessen positive Eigenschaften stets unterschätzt würden und mit dem er sich gefühlt schon durch die halbe Erdkugel gegraben habe. Schließlich entführte ein Text von Astrid Lindgren auf eine kleine Schäreninsel draußen im Meer, die Gott mit einer ganz herzzerreißenden Schönheit ausgestattet haben musste - und die von den Zuhörenden natürlich als "Saltkrokan" identifiziert werden konnte.

Nach einer guten Stunde mit Musik und Geschichten gab es viel Applaus durch die Zuhörer*innen und einen besonderen Dank an Katariina Lukaczewski und Lorenz Heimbrecht. Im Anschluss wurden - wie es schon gute Tradition ist - draußen vor dem Kirchenportal Getränke ausgeschenkt. Der Sommerabend konnte so mit Sekt und Saft, mit Lachen und Gesprächen ausklingen.

 

Fotos: Hans Potthast
Text: Ute Köhler